Berühmte Persönlichkeiten​

Sie haben mit ihren Landkarten, Globen und Orgeln Oberperfuss weiter über die Gemeindegrenzen bekannt gemacht: Peter Anich, Blasius Hueber und Franz Weber. Aber auch so manch andere kreative und tapfere Frauen und Männer aus Oberperfuss haben in den Geschichtsbüchern ihre Spuren hinterlassen.

Peter Anich - Das „Genie in Bauernjoppe“ ​

Ob Straße, Siedlung, Berghütte oder Observatorium – schon vieles hat man Peter Anich und seinem Genie gewidmet. Und das wohl völlig zurecht. Er ist der berühmteste Sohn unseres Dorfes mit einer ungewöhnlichen Lebensgeschichte: Am 3. Februar 1723 geboren, wächst er als Bauernjunge auf. Mit 19 Jahren übernimmt er nach dem Tod des Vaters die kleine Landwirtschaft. Astronomie und Mathematik sind aber seine eigentliche Leidenschaft. Als Autodidakt bringt er sich vieles selbst bei. Mit fast 30 Jahren studiert er schließlich bei einem Jesuiten und Universitätsprofessor in Innsbruck jeden Sonn- und Feiertag Mathematik, Feldmesskunde und Astronomie. Die ersten Himmels- und Erdgloben entstehen. Er erstellt verschiedene Karten. Jene von Nordtirol wird die beste und genaueste Karte, die es zur damaligen Zeit in Europa gibt. Anich konstruiert zudem mathematische Instrumente und zahlreiche Sonnenuhren, die noch heute so manche Pfarrkirche schmücken. Gemeinsam mit Blasius Hueber erstellt er sein berühmtestes Werk: den 20 Blätter umfassenden „Atlas Tyrolensis“. Dessen Veröffentlichung 1774 erlebt Peter Anich leider nicht mehr. „Das Genie in Bauernjoppe“, wie Anich in einer Schrift aus 1913 bezeichnet wird, stirbt an den Folgen seiner Malariaerkrankung am 1. September 1766.

Blasius Hueber - Talentierter Kartograf und fleißiger Landvermesser

Auch wenn er von den „Bauernkartographen“ immer der Zweitgenannte bleiben wird: Blasius Hueber gilt ebenso als bedeutender Landvermesser und talentierter Kartograf. Geboren wird er am 1. Februar 1735. Die Schule interessiert ihn nicht lange. Für das Landvermessen schlägt sein Herz. In Peter Anich findet er einen guten Lehrmeister und Freund. Gemeinsam arbeiten sie ab 1765 an dem umfassenden Kartenwerk von Tirol, dem Atlas Tyrolensis. Diesen stellt Blasius Hueber durch den Tod von Peter Anich bis 1774 allein fertig. Auch andere Karten gehen auf Hueber zurück. Zum Beispiel eine Karte der Landvogtei Ober- und Niederschwaben von 1782 und Karte von Vorarlberg von 1783. Es ist vor allem sein Talent für die Darstellung des Geländes, die seine Karten ausmachen. Von Kaiserin Maria Theresia wird er mehrmals geehrt. 1771 verleiht sie ihm ein bürgerliches Wappen. Ein Jahr später erhält er die goldene Verdienstmedaille und ein Gnadengehalt auf Lebzeit. Im Jahr 1814 stirbt der Vater von insgesamt 18 Kindern in seiner Wahlgemeinde Inzing.

Franz Weber​ - Orgelbauer zwischen Innovation und Nachhaltigkeit

Weit über die Grenzen Tirols bekannt ist auch der Orgelbauer Franz Weber. Am 1. Juli 1825 in Oberperfuss geboren, übernimmt er nach dem Tod seines Vaters Mathias die Orgelbauwerkstatt der Familie. Sein erstes eigenes Orgelwerk entsteht 1848 für die Kirche Mathon im Paznauntal. Um sein Wissen zu erweitern, reist er durch die Lande. Dabei entdeckt er neue Techniken und verbessert damit seine Orgeln. Diese baut er vor allem für verschiedene Kirchen in Tirol. Aber auch in Vorarlberg, Salzburg und Oberbayern findet man noch heute Franz Webers Orgeln. Einige seiner Instrumente gehören zu den größten, die im 19. Jahrhundert in Tirol gebaut werden. Dabei geht er durchaus nachhaltig vor: In seine Neubauten integriert er häufig Pfeifen aus den Vorgängerorgeln. Gelegentlich übernimmt er auch vorhandene Gehäuse. Auch wenn er technisch innovative Wege geht, bleibt er auch ein Traditionalist. Als letzter der Tiroler Orgelbauer des 19. Jahrhunderts hält er an der Schleiflade fest. Am 13. Mai 1889 brennt Webers Anwesen ab. Dabei wird eine Orgel für das Sieberersche Waisenhaus in Innsbruck und eine weitere für Graubünden zerstört. Aber Weber arbeitet weiter. Bis 1900 entstehen noch einige Instrumente. Danach beschäftigt sich Weber bis zu seinem Tod im April 1914 vor allem mit Reparaturen und Stimmungen.

Dr. Franz Weber - Mutiger Spion aus Mitgefühl

Manchmal sind es Werke, die einen Menschen in den Büchern der Geschichte verewigen. Im Fall von Dr. Franz Weber sind es Taten, die ihn bekannt gemacht haben. Am 15. Dezember 1920 wird Dr. Franz Weber in Oberperfuss geboren. Er besucht die Schule und studiert nach dem Gymnasium Rechtswissenschaften an der Universität Innsbruck. Im 2. Weltkrieg muss Weber seinen Militärdienst leisten. Er erlebt die schreckliche Grausamkeit gegenüber den Juden und läuft 1944 zu den Amerikanern über. Diese setzen ihn als Spion bei der Operation „Greenup“ ein. Zusammen mit den in die USA emigrierten Juden Fred Mayer und Hans Wijnberg springt er am 26. Februar 1945 mit dem Fallschirm über den Tiroler Bergen ab. Sie gelangen in Webers Heimatdorf Oberperfuss. Unterstützt von seiner Familie und der Familie seiner Verlobten Anni Niederkircher bauen die drei Spione eine Zelle auf. Sie funken Informationen über die Nachschubversorgungen der Wehrmacht über den Brenner und über die angebliche Alpenfestung an die Amerikaner. Nach dem Krieg schlägt Dr. Franz Weber eine politische Laufbahn ein. Diese findet ihren Höhepunkt in der Funktion als Mitglied des National- und Bundesrates. Dr. Franz Weber stirbt am 5. November 2001 in Hall in Tirol.

Weitere berühmte Persönlichkeiten​

  • Magnus Hueber (1771-1856):
    Sohn von Blasius Huber aus erster Ehe, Bauer und Kartograf, einer der letzten so genannten „Bauernkartographen“
  • Johann Nepomuk Hueber (1802-1885):
    Sohn von Blasius Hueber aus zweiter Ehe, vor allem bekannt als Porträtmaler vieler Adeliger
  • Andreas Hueber (1725-1802):
    Bruder von Blasius Hueber und bedeutendster Rokokobaumeister in Nordtirol.
    Zu seinen Bauten gehören zum Beispiel die Pfarrkirchen Itter und Going am Wilden Kaiser.
  • Vinzenz Gasser (1809-1879):
    Theologe, Philosoph, Politiker und Fürstbischof von Brixen
  • Pankraz (1763-1847) und Peter (1765-1834) Haider:
    Kämpfer in den Freiheitskriegen
  • Ernst Spiegl (1906-1945):
    begabter Landschaftsmaler
  • Felix Kuen (1936-1974):
    einer der weltbesten Bergsteiger seiner Zeit
  • Anton Niederkircher (1887-1932), seine Frau Anna Niederkircher, geb. Gassler (1895-1968) und Josef Anich (1879-1956):
    Pioniere des Tourismus und der Bauwirtschaft in unserer Gemeinde.
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